Nur mir ganz allein

Roman

als eBook bei hey!publishing

(Buch-Erstausgabe unter dem Titel "Die Sextanten")

Inhalt

Völlig unterschiedliche Lebensentwürfe, aber ein gemeinsames Hobby: Sechs Frauen gründen eine Band. Die Musik, die sie verbindet, verändert ihr Leben, und schon bald ist nichts mehr, wie es war.

"Das Klavier stand verschlossen im Wohnzimmer, die Jungs interessierten sich nicht für Musik - und ihr Mann wollte 'den Kasten', wie er sagte, schon verkaufen, aber dagegen hatte sie gekämpft. Der 'Kasten' erinnerte sie an Zeiten, in denen sie Träume hatte."

Abgesehen vom täglichen Klavierspiel führt die verwitwete Margarete ein eintöniges Leben. Karin hingegen hat einen allzu fürsorglichen Mann an ihrer Seite. Carla kämpft sich durch den Alltag als treu sorgende Ehefrau und Mutter, während ihre alleinerziehende Schwester Gabi dem Traum vom Märchenprinzen nachjagt. Bei Elena steht die Karriere im Mittelpunkt, und die Studentin Patricia gibt sich geheimnisvoll. Sechs Frauen, die nichts verbindet. Bis auf eines: die Liebe zur Musik.

Das ungewöhnliche Sextett feiert Erfolge mit alten Revue-Liedern und erhält als Krönung ein Engagement für eine Donau-Kreuzfahrt. Auf engstem Raum lernen sich die Frauen erst richtig kennen. Fassaden bröckeln und leise Zweifel werden laut: So unterschiedliche Charaktere in einer Band, kann das gut gehen? Als die Situation eskaliert, muss jede der Frauen auf eigene Weise erfahren, wie schmerzhaft - aber auch heilsam - Aufrichtigkeit sein kann.

Leseprobe

Das Mädchen, das die Tür aufmachte, hatte ein T-Shirt an, sonst nichts. Barfuß und ohne Hose stand Julia da und starrte Gabi an. Dann drehte sie sich um und brüllte. "Mama, es ist die Tante Gabi!" Gleichzeitig fing sie an zu pinkeln und unter ihr bildete sich eine große Pfütze. Das ist meiner Tochter mit vier Jahren nicht mehr passiert, dachte Gabi. Carla kam aus der Küche, einen zweijährigen Jungen auf dem Arm, der ihr gerade die Haare mit zerkauten Keksen verschmierte. Sie wirkte genervt.
"Paul, lass das, entweder du isst den Keks oder ... Und Julia, kannst du nicht aufs Klo gehen wie andere ..."
"Aber ich wollte doch", brüllte Julia zurück, "dann hat es geklingelt. Und du, du ..."
Carla fuhr Julia durchs Haar und schob das Mädchen Richtung Toilette.
"Jetzt mach dich sauber und zieh dich wieder an. Und du sollst nicht immer die Hose ganz ausziehen, nur weil du musst."
Julia maulte kurz, verschwand aber, während Paul intensiv das Sweatshirt seiner Mutter mit Keksbrei bekleckerte.
Carla achtete nicht darauf. Sie sah ihre Schwester, die wie ein Storch zur Tür hereinstelzte, sehr bemüht, Julias Pfütze aus dem Weg zu gehen. Gabi trug einen schicken Hosenanzug, das lange aschblonde Haar zu einer aparten Frisur hochgesteckt - anders als Carla, die im alten Jogginganzug rumlief, die ungewaschenen Haare mit einem Gummi zusammengebunden.
Mit einer schnellen Bewegung hievte Carla Paul auf den Arm ihrer Schwester und lief fort, um einen Lappen zu holen. Während sie aufwischte, setzte Paul sein Zerstörungswerk fort. "Keks", sagte er, nahm die weichen Reste davon aus dem Mund und klebte sie Gabi auf die Brille. So weit Gabi auch den Kopf nach hinten beugte, sie entkam Paul nicht.
Amüsiert sah Carla zu.
"Paul wird mal Maurer", verkündete sie. "Gestern hat er mit seinem Keks-Spucke-Brei die Schlüssellöcher im Haus zugepappt. Das Zeug ist angetrocknet und ich hatte zwei Stunden zu tun, um die Türen wieder sauber zu kriegen."
Gabi verzog das Gesicht. Sie stellte ihren Neffen auf den Boden und putzte sich die Brille, doch Paul begann sofort zu brüllen. Seufzend hob Carla das Kind hoch. Sofort war Ruhe. Gabi setzte ihre Brille wieder auf und beäugte skeptisch die Szene. Sie sagte nichts, aber Carla konnte ihre Gedanken lesen.
"Jetzt komm erst mal rein. Ich hoffe, du hast Kuchen mitgebracht, ich bin nicht zum Backen gekommen."